Ü B E R S I C H T |
Neo |
Erstellt am: 02.04.2002 : 23:37:37 Ein Vortrag zur Vernissage der artagens Bilder im Internet
Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt
Das ist der Titel eines Werkes von Joseph Beuys, das ich nie gesehen habe. Mal was drüber lesen...? http://www.beuys.de
Ich kannte aber so nur diesen Begriff, diesen Titel mit dem toten Hasen. Dieser... hat mich irgendwie lange Jahre begleitet, aber nur so als leise Frage, so im Augenwinkel...
Auch den Künstler selbst habe ich nie kennengelernt, nur Bilder gesehen von ihm in der Menge, auf Demonstrationen, politischen Plakaten, ich weiß daß er einmal einen schweren Unfall hatte und seither eine Silberplatte im Schädel hatte, weshalb er dann einen Hut trug, der sein Markenzeichen wurde. Und ein wenig sind mir seine stechenden, oft den Blickkontakt fast... erflehenden Augen aufgefallen.
Den Menschen selbst habe ich ja demnach auch nie kennengelernt, obwohl er wohl recht beeindruckend war - was ich so weiß. Und er soll ja nun - ja - dem toten Hasen die Bilder erklärt haben, denke ich.
Oder mindestens hat er gewußt wie es geht, weil er hat's ja so hingeschrieben. Ich weiß nichts von ihm persönlich, wie gesagt. Weder von ihm noch dem Hasen. Und das Werk habe ich nie gesehen. Kenne ich nicht.
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Worauf ich raus will: Ich stehe hier als Mensch unter Menschen, von denen ich auch nur wenige kenne und diejenigen, die ich kenne, vielleicht nicht tief und gut genug, um hier meine Bilder in der für Sie persönlich zutreffenden Art erklären zu können: Wie sich diese Bilder in der Stille der Gedanken, im Moment des Entstehens anfühlen, und was sie dann daraufhin als Abglanz dieses Moments in die Welt tragen, "aussagen".
Ich kann es also Ihnen nur zeigen, was ich so sehe, und kann nur hoffen, daß Sie mich verstehen - wenn nicht, oder wenn Sie mich weiterbringen möchten ;-) fragen Sie etwas, sagen Sie etwas dazu. Meine Bilder sollten... verständlich sein, sie müssen... konzipiert sein, und treffend heißt intuitiv durchgeplant ;-)
Ich will mich also nicht herausreden, meine Bilder seien mir vom Himmel gefallen und die künstlerische Eingebung hätte mich hinterrücks überfallen, während ich anderes plante. So ist es nicht. Vielleicht aber, daß Bilder in gewissem Sinne ihre Geburt selbst bestimmen, den Moment, in dem sie in die Welt treten. Bilder überhaupt, besonders aber meine Bilder. Wie kann man das Verständnis einer Bildidee planen...? Wohl kaum... oder doch?
Wenn wir hinsehen: Die Bilder vieler Künstler sind absolut nachahmbar, einige davon mit der Phantasie und dem Können eines zweijährigen Kindes. Meine eigenen vielleicht mit etwas mehr Knowhow ;-) Aber es gibt auch überirdische Werke, die wie aus einer anderen Welt leuchten. Ich liebe Leonardo da Vinci vor allem wegen seiner Klarsicht. Sie und ich können dasselbe Material nehmen wie er, nein, wir können heutzutage viel bessere Farben nehmen, und so weiter. Aber wie ist das mit dem Durchblick? Warum malen wir beide nicht a la Leonardo. Weil wir nicht mehr um uns sehen, was er sah - zu seiner Zeit. Weil wir ihn aber trotzdem verstehen können, wie er seine persönlichen Sichten dargestellt hat... und das nachvollziehen können. Bilder sind Botschaften...
Kehren wir noch einmal zu dem Gedanken zurück, daß die Bilder eine Geburt erleben. Ich denke, sie suchen sich den Ort und die Zeit selbst heraus, oder aber - sie werden gerufen... für diesen Ort, diese Zeit. Ich sehe mir da ein wenig selbst über die Schulter und überlege, warum ich sie mache.
Ich wollte jetzt, Beuys könnte einen Vortrag halten darüber, wie man Bilder ruft. Ich glaube, er könnte das. Er ganz besonders, da er irgendwie "drüben rüber" war, transzendent.
Wovon sprachen wir eben? Von da Vincis Klarsicht in seinen Entwürfen und jetzt von Beuys' Transzendenz in seinen Wirklichkeitsdarstellungen.
Vielleicht hatten die beiden etwas gemeinsam, was Künstler ausmacht: Das Wissen von den Dingen hinter den Dingen. Und sie drücken diese Dinge aus, holen sie auf die Erde, machen die Tore weit auf.
Und dann kommen die Bilder...!
Meine Bilder nun... ich hätte nie so zeichnen und malen können wie Leonardo. Und nicht so absolutistisch verblüffen wie Beuys. Es wäre nicht meine Zeit gewesen, und es wären nicht meine Mittel gewesen. Und, ich will mich eigentlich auch nicht mit denen vergleichen, die man die Großen ihrer Zeit nennen kann - wofür eigentlich? Obowhl es ihnen selbst nichts ausgemacht hätte ;-) denke ich. Künstler sind auf Kritik und Anregung angewiesen...
Vielleicht also nur, daß die virtuellen gläsernen Welten nun eben die meinen sind, und daß die beiden von denen ich eben gesprochen habe, ja nun nicht mehr sind. Jede Generation betritt Neuland, vergessen wir das nie. Sie und ich betreten täglich Neuland, weil die Situation morgen eine andere ist als die heutige, und weil es sie so vorher noch nie gab, soweit man auch zurückdenkt, an den Anfang der Zeit. Weil wir sie erst jetzt sehen - und agieren können... jawohl, Art Agens... und Die Kunst bewegt.
Der Physiker Stephen Hawking oder jemand aus dieser Klasse hat festgestellt, daß das Universum doch nicht wie bisher angenommen sozusagen in sich selbst zurückstürzen wird, also schleichend implodiert, sondern daß es sich nun doch immer weiter ausdehnt, immer größer wird, bis in alle Ewigkeit. Und ich finde das einen sehr befreienden Gedanken, so sehr es Ihnen und mir hier und heute völlig egal sein kann. Trotzdem, der Gedanke hat was, so ein Snip! in die Luft, he, es geht weiter...!
Das heißt in einer anderen Sicht möglicherweise aber auch, daß es so etwas wie das... Jüngste Gericht nicht so schnell geben wird... so ein Ende mit Abspann. Hmmm. Da haben wir also noch was vor uns, was... wir gestalten. Vielleicht wartet also doch kein Erbsenzähler... ;-) we got to do sth...
Aber ich wollte Ihnen ja nun meine Bilder erklären, und Sie selbst sind nunmal keine toten Hasen ;-) Das Universum kann heute draußen bleiben, es ist nicht geladen. Sie aber schon. Und da möchte ich mich bei Ihnen für die lange Vorrede entschuldigen, weil sie mit dem Thema nichts zu tun hat, weswegen Sie gekommen sind.
Jetzt kommen die Bilder!
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D I E 3 L E T Z T E N A N T W O R T E N (Neue zuerst) |
bebie-sancho |
Erstellt am: 13.09.2003 : 09:05:38 hi raziel - guter link!
und Neo: wie man den toten Hosen den Hasen erklärt?! Tipp: Das Buch von Heiner Stachelhaus (Joseph Beuys, ClaassenVerlag, 1987) lesen!!! Und schon "geht die Sonne auf"! Und der Hase hüpft lächelnd von dannen.._~_.._~_.................
Gruß bebie-sancho |
raziel |
Erstellt am: 26.02.2003 : 01:47:17 Möchte das mal hochholen, zum Thema Künstler-Lebensläufe und ob sie gerade waren, Art. Es paßt vielleicht zu dem Thema in Coming out
http://www.beuys.de/01.htm
und an dieser Stelle mal gesagt, daß das eine ganz tolle Leistung ist, die die Lehrer und Schüler auf dieser Website vollbringen. - Hut ab
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Der Joker |
Erstellt am: 12.11.2002 : 13:43:10 Danke für die schönen Gedanken, ich lese das so gern. Gruß |
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