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Originalbeitrag: Hallo Wolfgang  |  Zurück

Neo

Zwei Räume machen vielleicht Sinn, einer öffentlich, einer privat

der Filosofie wegen oder auch nicht ;-) Ich komme unterm Tun mehr und mehr darauf, daß meine Forenadministration hier eben auch noch der Übung bedarf. Na -

Ich habe jetzt einmal diesen zweiten Raum hier gebaut, du bist wiederum Moderator und es ist ein verborgener bzw. nur für erlaubte Mitglieder sichtbarer Raum. - Andere können ihn nicht sehen es sei denn du läßt sie zu. Er ist also wirklich privat, oder wie du eben möchtest. - Ist das ok?

Lieber Gruß Jürgen



wong

Eine Redensart: "reden über Gott und die Welt".

Nun, die Welt impliziert schon den Gott, über den man eventuell reden könnte, er ist also überflüssig im Titel. Aber Kunst, sie ist vielleicht doch nicht a priori Eigenschaft der Welt. Sie kommt dazu, durch Künstler, die sich Gedanken machen, die ihre Gefühle ausdrücken, die bestehende Eigenschaften der Welt durch ureigene Interpretation mit neuer Bedeutung versehen. Bedeutung für sich selbst und - erst dann wird es zur Kunst - für den Betrachter, Leser, Zuhörer, ... ihres Werks und Vortrags.

(Kunst ohne Publikum, wie Liebe ohne Partner, dem man seine Liebe schenken kann.)

Ist es o.k., Art, Neo, Sannshine, Tom und Sylvus, diese Plauderstube so zu nennen, wie ich es getan habe und den Gott wenigstens nicht in den Titel aufzunehmen? Reden kann man ja über alles aber, Warnung, ich nehme keine Rücksicht auf Engramme, die den meisten Menschen lieb und heilig sind. Wenn sich die Geister zu sehr scheiden, verwirft man allzuoft und leicht auch produktive Überschneidungen, leider.

"Künstliche Weltbilder": Mir ist es ein Anliegen, mir selbst die Künstlichkeit aller Vorstellungen, die man sich von der Welt machen kann, klar zu machen, die Ideen, die man hat von den Dingen, als Krücken zum Verständnis zu werten, nicht als absolute Erkenntnis. Als Künstler gibt man es ja auch unumwunden zu, man offenbart in seiner Kunst, daß man nur interpretieren, niemals aber objektiv und unumstößlich beschreiben kann. Hier, in der Kunst, erhalten die künstlichen Weltbilder nochmal ein anderes Prädikat - "künstlerisch", und dem kann man sich nicht einfach verschließen wie den Auslassungen mancher Philosophen.

Falls gewünscht, habe ich nichts gegen Öffentlichkeit, sie könnte vielleicht eher beleben die Stube, will da aber nicht bestimmen.

Gruß an alle Mitfilosofen ... wong

wong

So, da dies doch zu einem (kunst?-)philosophischen Forum auszuarten scheint, hier ein erster Beitrag bezüglich meiner Sicht der Dinge:

Zahlen sind für mich die weitestgehende Reduktion der Naturgesetze. Letztere bestimmen ja alles, was wir kennen und naturwissenschaftlich beschreiben können, auch, z.B., die Funktion des menschlichen Organismus. Den menschlichen Geist oder, allgemeiner, alles tierische Verhalten will ich mal ausnehmen von dem Beschreibbaren, das ist komplexer als einfache Arithmetik. Aber grundlegende physikalische Gesetze werden mit mathematischen Funktionen ausgedrückt und die erhalten ihre Bedeutung und Aussage durch Zahlen, die als Variable oder Parameter in diese Funktionen eingesetzt werden. Nun können, streng genommen und innerhalb einer formalistischen Zahlentheorie, alle mathematischen Funktionen mit Zahlen allein definiert werden, ausgehend von den natürlichen - 1,2,3,4,... -, aber diesen Gegenstand eines Mathematikstudiums will und kann ich natürlich hier nicht entwickeln. Darum geht es auch nicht.

Was mich fasziniert ist die Einfachheit, die Reduktion auf geringstmögliche Ausstattung mit Werkzeugen, die mir zur Verfügung stehen sollen, um damit eine größtmögliche Vielfalt entstehen zu lassen. Das betrifft primär mein Weltbild, ein bloßes Gedankengebäude, also ein in mein Hirn projiziertes Abbild der mit Sinnen, Gedanken und sicher auch mit Emotionen erfaßbaren Welt, sekundär und als Folge davon die realen Bilder, die der Rechner (der Zahlenmischer!) auf dem Bildschirm als künstliche Gebilde - Kunstobjekte - entstehen läßt.

Hinter meinen Bildern stehe also im Grunde genommen nicht ich als Person, sondern eher meine Philosophie, meine Sicht der Dinge und letzlich die reine Idee. Es ist für den in emotionalen Assoziationen gefangenen Betrachter - er sucht in der Kunst ja auch nichts anderes - sicher sehr viel schwieriger, auf mich als Erzeuger der Bilder zu schließen, als es die emotionsgeladenen Werke beispielsweise eines Art Agens oder seiner Kollegen sind. Gefühle vermitteln können meine Bilder kaum, und wenn das der Zweck der Kunst ist, dann sehe ich sie auch nicht als Konkurrenz innerhalb dieses Metiers.

Mathematische Grafiken sind - manchmal - zweifellos dekorativ, zumindest verblüffend, aber wenn sie darüber hinaus auch noch ein wenig zu Gedanken anregen, dann habe ich sie doch nicht ganz umsonst erstellt und öffentlich gemacht:

<mono-algorithmische 'Kunst'>

Also, all ihr anderen Filosofen, was denkt ihr über die Philosophie eurer Kunst?

Herzlich ... wong


Art Agens

Hi...

Erstmal danke, daß du mich und die anderen meiner Selbste hier zuläßt. - Das ist ja gewöhnungsbedürftig, aber bereits... Teil meiner Filosofie ;-) für mich steht die Kommunikation mit dem Menschen auf der anderen Seite des Bildschirms - oder auch des Bildes! etwas seltsam vielleicht, aber im Grunde dasselbe - im Mittelpunkt.

Für mich sind gemeinsame Sichtweisen wichtig. - Wenn ich nicht 'rüberkomme, und mich also dem anderen verständlich machen kann, denke ich muß ich da ansetzen wo ich etwas ändern kann - an mir, an meiner Kommunikation. - Ich betrachte mich, meine Kunst in weiten Teilen als anpassungsfähig, als gestaltbar. - Meine Bilder wären wohl anders nicht "malbar" als digital, das ist variabel. und von Können und Erfahrung her fühle ich den Unterschied zwischen mir und dem Betrachter gerade darin. - Meine jetzt, grundsätzlich jedem Betrachter. - Ich kann, muß ändern, solange bis es beiden gültig ist. Vielleicht haben wir dann einen Schimmer derjenigen Wahrheiten, die zu zweit begründeter sind als mir alleine, und die mir am Herzen liegen. Da glaube ich, daß ich ein Wahrheitssucher bin, ich will erfahren und einsehen, vermitteln und weitergeben. Un-Nennbares vielleicht, kleine Erfahrungen, vielleicht auch Großigkeiten. Am allerliebsten "ungeziert", auch wenn das vielleicht manchmal anders aussehen mag... Es ist schon ein Coming-Out, und entwickelt sich im persönlichen und gemeinsamen Fortkommen. Da wird mir jeder einzelne Mensch wichtig, weil es vielleicht bei all dem was ich denk und lebe, um Gültiges gehen könnte. - Unter möglichst vielen Umständen, weil dann könnte es "wahrer werden".

Das geht vielleicht über Bilder, wenn sie bestimmten Kriterien genügen. Sie müssen anständig gemacht sein, vom Gegenstand her, und ansprechend erstellt. - Aus meinem Vertriebsleben heraus weiß ich, daß Gefühle umittelbar zum Anderen sprechen, und ich will meine auch selbst ausdrücken. - Ein Gedanke sollte auch dahinter sein, sonst liegt mir wenig Sinn darin ein Bild dafür zu machen, nun er mag auch un-nennbar sein, aber es sollte einer drin sein, als Chance für eben diesen anderen. Und zuletzt meine ich, alle Kunst steht in der Welt, und wenn ein Bild nichts erreichen will, wenn ich darin nichts wollte als vielleicht nur schön sein oder es verkaufen, dann habe ich mein Ziel am Ende... doch nicht erreicht.

Das sind ernste, vielleicht zu ernste Kritieren manchmal für mich, aber sie entsprechen dem, was ich von digitaler Kunst erwarte, wenn sie wie meine änderbar ist, solange sie nicht herausgegeben wird, veröffentlicht - sei es in diesem Forum oder für später. - Das ist andererseits ganz persönlich, und ich bin mir ein furchtbarer Richter. - Wenn ich denke, etwas könnte noch besser kommen, noch mehr so sein was dem Ziel dient, in einer anderen Variante, solange geht es nicht raus. -

Das Eigene, so würde Sylvus sagen, fängt erst dort an, wo es eine saubere Grundlage gibt - wo man unmittelbar verständlich ist, mögliche Verständigungsschwierigkeiten also weitgehend entfallen. - Da beginnt Kunst, vorher ist Handwerk. - Ich halte sehr viel von sauberem, werkgerechtem Handwerk, viel von Mühe und Sorgfalt. Es beinhaltet für mich, auf dem Weg dahin, einen Läuterungsprozeß, und ist sehr persönlich. Es treten Zufälle auf, Assoziationen kommen, Anregungen zur rechten Zeit. - Ich erkenne Zusammenhänge je weiter ich komme, umso mehr verstehe ich sie selbst und kann sie vielleicht wiedergeben. -

Und dann weitergeben, denn meine Zeit und meine Möglichkeiten sind begrenzt, und es gibt sie schon, die nach mir kommen. - Die alles anders, gerne besser machen dürfen. Das schreit nach Autorität, was ich in dieser Art mache, nach hohen Kriterien, und ist doch... so klein, so arm, so unwichtig gegenüber einem einzigen Blatt eines Baumes oder einer Blume, die ein Anderer, Größerer leichthin schuf, in "Wirklichkeit" - was immer das ist. - Mehr und mehr erkenne ich Qualität wo ich sie sehe, nicht in der Kunst, sondern im Leben. - Ich bin nur ein Mensch, und ich werde sehen wie weit ich komme. - was ich tun kann. -

Es wird am Ende immer zu wenig sein, wird keine Kriege verhindern, aber ich rede meine Stimme im Konzert, so gut ich eben kann. - Und die vielleicht genau so notwendig ist, wie sie ist, in einem höheren Rahmen, in einem größeren Bild. - Da kann ich nur vertrauen.

Art Agens, der und den die Kunst bewegt

Neo

Hallöchen ;-)

vielleicht hofft man immer, das eigene Leben möge einen Sinn haben; und am besten, man gibt ihn sich, so gut es geht. -

Gefragt, was ich denn mit diesem Anderen und eventuellen Wahrheiten tu, wenn ich ihm nahekomme, würde ich praxisnah sagen, daß sich das wohl ergibt, und daß das keine feste Ausprägung hat. -

Vielleicht eher aus einer gemeinsamen Aufmerksamkeit heraus zu handeln, neues zu sehen, indem es mir der andere zeigt, in Worten, Bildern oder indem er so ist, wie er ist. - Tom würde sagen, vielleicht indem man sich mag und akzeptiert. -

Die bewußte Reduktion deiner Mittel, wong ist mir nah, die Reinheit deiner "künstlichen Figuren" etwas von der anderen Seite, dort wo ich (noch?) nicht, nie war. - die Mathematik fußt wohl auf Absolutem. Wenn du Blumen aus den Zahlen wachsen läßt, liegt darin ein tiefer Sinn, den ich - um Worte sonst nicht so verlegen - um seiner Wahrheit willen akzeptieren kann, ohne es ausdrücken zu können. - Goethe meinte, alles Natürliche ist vernünftig und gut. - Dann noch, verballhornt, das "Wahre, Gute, Schöne" - aber ist das Wahre nicht schön, selbstverständlich? -

Baust du deine Algorithmen, oder den jeweils einen, eigentlich von Null her auf, ist der Zahlenraum dann irgendwie durchgängig. Ich meine, normal müßte das ja ziemlich vorhersehbar sein, was passiert. Du hast aber geschrieben, daß dich die Zahlen immer wieder überraschen. - Das ist interessant. Ein neuer Bereich, eine neue Erfahrung für mich.

Neo

wong

Guten Morgen Art, und Neo, und andere Mitleser und -streiter

So früh am Morgen schon so gehaltvolle Gedanken und ausgefeilte Worte!

Da ist mein Verhältnis zur Kunst vergleichsweise viel zu prosaisch, um richtig mitreden zu können. Noch bin ich in der Phase des Eintritts in diese mir neue Welt. Aber sie reizt mich. Von der des Spasses und Konsums, bestimmt von Eitelkeit und Ehrgeiz, Mißgunst und Macht, habe ich mich weitgehend zurückgezogen. Was bleibt, als die Kunst? Die Welt und die Menschen kann ich nicht verbessern, sie sind, wie sie sind. Aber eine Welt ohne Kunst, auf die man sich beziehen und berufen kann, ist noch um vieles ärmer, übler und schlechter. Dieses Vakuum verhindern kann ja auch eine Aufgabe des Kunstschaffenden sein. Einfach zwischendurch mal daran erinneren, daß es noch andere Denkinhalte gibt, als die, die man sich gewöhnlich reinzieht und die mehr und mehr Allgemeingut werden. Kleingeistigkeit bekämpfen, Schubladendenken entlarven, freundliche und interessierte Kommunikation zwischen Menschen fördern, Kulturübergreifendes schaffen - Aufgaben finden sich genug in der Kunst. Das erste - konsequent durchdachte - Ziel allen Handelns, keinen Schaden anzurichten, ist zwar zunächst äußerst bescheiden, aber letzlich, denk' ich, unglaublich wirkungvoll.

Deine Ausdrucksfähigkeit in Worten, Art, ist der in den Bildern ebenbürtig. Vielleicht - vermutlich - ist es Voraussetzung, sich in Gedanken vertiefen zu können, um auch solch aussagekräftige Bilder, insbesondere digitale, herstellen zu können. Deine Stufe des Selbstverständnisses innerhalb der Kunst ist jedem Künstler zu wünschen, ich habe sie nicht, bin noch zu jung, als solcher. Meine "Kunst" ist wohl so was wie ein Gegenpol, der die Menschlichkeit und Verstehbarkeit in Bildern wie deinen noch hervorhebt, falls man sie direkt gegenüberstellt, durch Erhöhung der Spannung und des Abstandes zur "unbelebten" Natur, die meine Bilder repräsentieren.

Die Zahlen, die meine Bilder erzeugen, sind ganz unterschiedlicher Art. Es gibt die diskreten, Einzelindividuen, die kontinuierlichen, Mitglieder harmonischer Familien, die sprunghaften, unschlüssig zufälligen, die stetig wachsenden oder schrumpfenden, immer wieder kippenden, alternierend hüpfenden - alles simulierbar mithilfe einfacher Funktionen: Cosinus, Modulo, Random, Grundrechenarten, Schranken setzen. Die absoluten Werte der Zahlen spielen da keine Rolle. Sie sind selbstähnlich. Das Bild ist jeweils nur der bewußt gewählte Ausschnitt einer bewußt gewählten Vergrößerungsstufe.

So, heute scheint die Sonne, Schnee und Eis schmelzen, der Frühling zieht ein, ich schau jetzt raus, was die Zahlen so alles anrichten in meinem Garten, in der Erde, der Luft, den Knospen, ...

Tschau, bis später ... wong


sannshine

lieber wong

vielleicht ist es ja nicht ganz passend hier im kunstforum so persönlich zu werden, aber bei deinen letzten zeilen musste ich gerade herzlich lachen. ich mag den witz und das augenzwinkern, die aus deinen texten immer wieder hervorsprudeln! Du schreibst sehr durchdachte dinge, - ich wäre manchmal froh, mich so wie du oder neo oder silvus oder oder ausdrücken zu können -, und dann immer wieder dieses sehr sympatische augenzwinkern. ich bin froh, dass wir dich hier kennenlernen dürfen!

liebe grüße
sannshine

wong

Was ist daran unpassend, sannshine? Gerade in der Kunst und speziell in einem Kunstforum geht es doch um Persönliches. Bislang ist dieser "philosophische" Raum hier zwar nur wenigen Mitgliedern zugänglich, auf Neo's Vorschlag hin, und ich wollte mich eigentlich nicht darüber hinwegsetzen, aber meinetwegen dürfen die Gedanken, die mir gelegentlich entgleiten, auch die Öffentlichkeit erreichen. Und um Art Agens' Beiträge und die der anderen wäre es doch schade, wenn sie quasi Selbstgespräche blieben. Außerdem, wir liegen doch voll im Trend, wenn wir uns outen, oder schaust du keine Talkshows an? (Ich tu's selten.) Jeder erwartet doch, ein klein wenig Intimes über andere Leute zu erhaschen. Einerseits ist es ja erfreulich, daß der Mensch als Individuum in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gelangt statt irgendwelche imaginären Werte wie Vaterlandsliebe, andererseits vermarkten die Medien, habe ich den Eindruck, dieses Phänomen in einer Art und Weise, die nicht gerade den kulturellen Höhenflug der Konsumenten fördert. Aber ich will nicht besserwisserisch sein und dieses Thema auch noch anschneiden, obwohl es mir so wichtig wie die Kunst sein könnte.

Und, sannshine, ich bin nicht von ungefähr in diesem Forum gelandet und hängengeblieben. Hier steckt echte Energie dahinter, das Projekt läuft nicht so nebenher, das habe ich sofort bemerkt. Es macht Spaß, dabei zu sein. Art Agens und seine Kollegen haben Zukunft, schon allein wegen der Qualität der Bilder. Ich wünsche ihnen den Erfolg. Und wenn sich alle Beteiligten dahinter klemmen, könnte dieses Forum der Treffpunkt für Digitale Kunst und Künstler werden. Wäre doch schön. Es gibt keinen besseren.

Also, jetzt schalte ich, ganz eigenmächtig, auch diesen Raum für alle frei. Falls ich mal was privates zu sagen habe, gibt's ja noch AOL und Co.

Liebe Grüße zurück ... wong



Neo

Ja *g* ich hab die Zahlen auch in den Knospen gesehen, als du das sagtest. - Und da verstehen wir uns, in der Tiefe hinterm Lächeln. - Stimmt und ist wahr, für einen Philosophen. - Das ist so schön. - Manchmal sag ich mir, was baust du ein Forum. - Und dann merk ich, daß dieses Tagwerk doch wichtig ist - siehe oben. Manche kann man im Leben kennenlernen, andere aus Überzeugung.

;-O und Sann, du weißt was ich von deinen Gedanken und deinen Bildern halte. - Du brauchst weniger Worte als ich.

*g* N

sannshine

DANKE Neo, das tut mal gut!

Inga

Oh, das war ja hochinteressant, hier zu lesen.

Ich bin von der Natur fasziniert- aber auch-
seit einigen Jahren- von dem, was man am Computer
"wachsen" lassen kann.
Die interessanteste Philosophie ist für mich die des chinesischen I Ging.
Und da geht es- je tiefer ich dort eindringe-
um Mathematik.
Das ist nicht sofort zu erkennen, aber es ist so.
Diese Tatsache beschäftigt mich seit Jahren.
Das I Ging- oder besser die Hexagramme und Trigramme des I Ging- unterbrochenen und mit ununterbrochenen Linien aufgebaut. Und durch die
Reihenfolge von unterbrochen oder nicht unterbrochen in sechs Reihen übereinander ergeben sich die 64 Hexagramme.
Faszinierend.
Ich habe dann jahrelang versucht, diese Hexagramme
in Farben umzusetzen, dann in Bilder.
Dann habe ich gemerkt: es sind die falschen Farben. Ich ging von den Farben der Maler aus.
Und als ich mich- seit 1997- mit dem Computer
beschäftigt habe, fiel es wie Schuppen von den Augen. Es sind die Farben des Computers!!!
Alles war wie beim Computer.
Plus und Minus.
Lichtfarben.
Logisch.
Nachvollziehbar.
Und Mathematik und Philosophie bilden im I Ging eine Einheit- unglaublich. Man kann sich ein Leben lang wohl damit beschäftigen.
Und jetzt habe ich die Farben- aber zum Malen komme ich kaum noch.
Arbeite wie besessen digital.

Liebe Grüße von




INGA

wong

Hallo Inga

Schön, Dich auch hier zu treffen.

Nach meiner Meinung zeichnet den Künstler nicht nur das perfekte Beherrschen seines Handwerks aus, sondern auch die wirkliche Auseinandersetzung mit den Dingen, die er darstellen will, sei das nun konkret Gegenständliches (wie eine Rose oder eine Rohrzange), Ausdruck seiner Emotionen, die er mit dem Betrachter seiner Werke gerne teilt, oder seien es reine Ideen, Erklärungen und Bilder über die Welt, in der er lebt. So wundert es mich gar nicht, daß Du Dich mit dem I-Ging beschäftigst, führt es doch den, der nicht nur Wissen konsumiert, sondern auch die Fähigkeit zu Reflektion und Kontemplation hat, in die höheren Weihen der Erkenntnis. Und dazu gehört eben nach meiner Erfahrung, die Verbindung zwischen Philosophie und Zahlen wenigstens zu fühlen. Ein weites Feld - wert von Künstlern aufgegriffen zu werden.

Ich freue mich, daß Du zu denen gehörst

Grüße aus dem Norden in die Nähe meiner alten Heimat ... wong



Inga

Hallo Wong,
danke für Deine Antwort.
Als ich mich damals hartnäckig sträunte, mich mit dem Computer
zu befassen, sagte mein Sohn (der sich seit seinem 12. Lebensjahr intensiv damit befasste- C64 damals)"Du musst den Computer ansehen wie einen Pinsel, wie ein weiteres Werkzeug.
Versuch es doch mal."- Das leuchtete mir irgendwie ein. Und dann war ich - wie gesagt- dermassen fasziniert...
Mein Sohn hatte es richtig erkannt. Meine Ideen und Vorstellungen sind das wichtige. Ob ich dazu
einen Pinsel oder die Maus benutzte, ist zweitrangig.
Perfektion ist gut, aber birgt auch Gefahren.
Vielleicht beschäftige ich mich deshalb auch so gern mit ganz neuen Programmen.
Ich bin meinem Sohn jedenfalls sehr dankbar, dass er damals nicht locker ließ, als ich sagte "Technik- das ist nichts für mich".
Viele Künstler haben immer noch "Angst" vor dem Computer. Aber die Zeit geht weiter, und jede Zeit hat ihre AusdrucksMÖGLICHKEIT.
Es geht ja nicht darum, mit dem Computer so zu arbeiten wie früher mit Ölfarben oder Aquarell oder...oder., sondern es gilt, neue Ausdrucksmöglichkeiten zu entdecken und einzusetzen. Deshalb war ich auch besonders von der Möglichkeit, Bilder "in Bewegung" versetzen zu können, so begeistert.

Liebe Grüße von


INGA

wong



Du hast recht, Inga, zum aktiven Einstieg in die Welt des Computerkunst ist es hilfreich, diesen zunächst nur als Hilfsmittel, als Malwerkzeug, Palette und Leinwand in einem zu betrachten und zu benutzen. Aber damit erschöpfen sich eben nicht die Möglichkeiten, sonst bräuchten wir ihn nicht unbedingt.

Das viel interessantere, so wie du es auch herausstellst, sind die ganz neuen Mal-Methoden, die sich durch den Computer auftun. Wenn heute noch in der Kunstwelt nur das als echte Kunst gilt, was auch mit konventionellen Mitteln hergestellt werden könnte, dann täuschen sich da die sogenannten Sachverständigen. Vielleicht muß erst eine neue Generation Kunstkritiker heranwachsen, bevor Computerkünstler ihre gebührende Anerkennung erfahren. Besser ist natürlich, durch nicht von der Hand zu weisende Qualitäten die Kriterien zu verändern und damit auch die alten zu überzeugen.

Vieles - es wird täglich mehr -, was unzweifelhaft ein hohes Maß an Ästhetik, Harmonie und künstlerische Ausdruckskraft besitzt und was Staunen, Faszinaton und Bewunderung bei manchem Betrachter hervorruft, kann gar nicht anders als mit den heutigen Rechnern erzeugt werden. Fraktale beispielsweise, man kann sie sich nicht ausdenken, geschweige denn in dieser Brillanz und Detailtreue Realität werden lassen. Ausgeklügelte geometrische Strukturen, sehen wir mal von Escher ab, ist niemand in der Lage, in der mit Hilfe des Computers erreichbaren Komplexität, Ausgewogenheit und Exaktheit und nur aus Intuition heraus mit Zirkel, Lineal und Zeichenstiften zu Papier zu bringen. Auch die Vielfalt aller Ausdrucksmöglichkeiten, die schnelle Rechner schließlich zu einem Bild vereinen können, ist konventionell einfach nicht zu erreichen. Soll die Kunstwelt nur, weil dafür ein HiTech-Gerät benötigt wird, auf diese Art Schönheit verzichten?

Ich glaube, die Gründe, warum der Durchbruch der Computerkunst noch auf sich warten läßt, ist einerseits immer noch in der Scheu vor der nicht verstehbaren Technik, andererseits in der Reiz- und Bildüberflutung begründet, der jedermann ausgesetzt ist. Man hat das Staunen, sich Wundern und Herausfiltern von echten Schönheiten verlernt, die wert wären, sie zu verinnerlichen und zu behalten. Nun, aus welchen Gründen auch immer Computerkünstler nicht in dem Maße zur Kenntnis genommen werden, wie ihre Kunst es verdiente, sie haben es in der Hand, mit Trommeln und Fanfaren um Beachtung zu kämpfen. Das will in Angriff zu nehmen, indem ich die Künstler dazu ermuntere.

Und meine eigene, noch sehr junge Technik, Bilder zu produzieren, will ich durch Übung und zunehmendes Einfühlen in die künstlerischen Aspekte versuchen zu verbessern. Da stehe ich noch am Anfang. Lob von berufenem Munde machen mir Mut.

Herzlich ... wong




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